AUSSTELLUNGEN 1999

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Ausstellungseröffnung am 07. Mai 1999     -      Ausstellungsdauer bis zum 30. Juni 1999


"Bühnen-Bilder", so hat die hannoversche Fotografin Anne Gerdes ihre Ausstellung benannt. Und da es sich hier um Fotografie handelt, wird auch schnell klar, dass es sich nicht etwa um Bühnenbilder im Sinne einer Theater- oder Filmdekoration handelt, sondern um szenische Aufnahmen des Geschehens auf und hinter der Bühne. Das alles live und meist in Schwarzweiß, live und ungekünstelt, wahre Handlung einmal geschminkt - im positiven Sinne.

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Zur Autorin

Anne Gerdes, den fotografisch Interessierten in und um Hannover ist sie längst bekannt, entdeckte ihr Interesse für die Fotografie im Jahre 1990.  Kaum als neue Ausdrucksform erkannt, stürzte sie sich gleich kopfüber in ihr Hobby. Sie fotografierte und fotografiert noch heute alles, was ihr interessant erscheint und Spaß macht. Wenn es überhaupt einen Schwerpunkt gibt, dann ist es die Fotografie von Menschen. Egal ob Alltägliches wie Beruf und Freizeit, ob Sport oder Theater – immer steht der Mensch, das Porträt weitgehend im Vordergrund. Daneben finden aber auch die Themen Landschaft, Architektur und experimentelle Fotografie genügend Raum. Die Vorliebe der Fotografin gilt der Schwarzweißfotografie, einem Medium, das - mehrfach bereits totgesagt - derzeit seine dritte bis fünfte Renaissance erlebt und nichts von seiner besonderen Ausdrucksform und Faszination eigebüßt hat.

Wie erwähnt, seit neun Jahren ist Anne Gerdes mittlerweile mit ihrer Kamera unterwegs. In dieser kurzen Zeit hat sie bereits an mehreren Gemeinschaftsausstellungen teilgenommen und präsentiert mit ihren "Bühnen-Bildern" heute die dritte  Einzelausstellung. Für viele erfolgreiche Teilnahmen an nationalen und internationalen Fotowettbewerben zeichnete sie die FIAP, die internationale Dachorganisation der Amateurfotografen vor wenigen Tagen mit dem Titel AFIAP aus. Sie ist Mitglied im "Fototeam `76", Hannover und seit 1997 bei der Organisation in der Galerie im Keller aktiv.

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Zu dieser Ausstellung

Theater und Fotografie, da finden sich viele Gemeinsamkeiten: so mancher Fotograf, manche Fotografin machen eine Menge Theater um ihre Bilder, ihre Fotokunst, ihr ach so modernes Fotodesign, oftmals aber auch nur um die teure und aufwendige Technik ihrer Ausrüstung. Und die Stars von der Bühne, aus Film und Fernsehen? Auch sie machen jede Menge Theater um ihre Person, präsentieren sich in allen möglichen und unmöglichen Situationen mit dem einzigen Ziel: in aller Munde zu sein. Sie huldigen dem Starkult der mit Hilfe ihrer Zuschauer erst möglich wird. In beiden Fällen oftmals nichts weiter als - eben Theater.

Gelten die vorgenannten "Gemeinsamkeiten" eher im übertragenen Sinne und dürfen durchaus als spitze, ironische Anmerkungen aufgefasst werden, so gibt es   aber auch eine wirkliche, praktische Gemeinsamkeit: sowohl das Theater, die auf der Bühne agierenden Künstler und Schauspieler als auch die Fotografie, die Fotografen und Fotokünstler, sie alle arbeiten mit Illusionen, mit subjektiven Eindrücken. Beide wollen mit ihren Aktivitäten etwas aussagen, eine Botschaft übermitteln, wollen ihre Zuschauer anregen, ermahnen, erheitern oder schlicht und einfach - unterhalten. Und um diese Illusionen und Gefühle an ihr Publikum zu vermitteln, setzen beide Fraktionen gleichermaßen ein altbekanntes Mittel ein: das Licht. Wird aus einem Foto erst durch das richtige Licht ein gutes Bild, so kommt auch das Geschehen auf der Theaterbühne erst durch den Einsatz der richtigen Lichteffekte zur Wirkung. Sowohl der Künstler auf der Bühne als auch der Künstler hinter der Kamera kann seine Botschaft mit Hilfe der gekonnten Wahl von Lichtstimmungen überhaupt erst oder zumindest doch besser vermitteln. Dies ist Anne Gerdes im Übrigen bei ihren Bildern vorbildlich gelungen.

Warum gerade Theaterfotografie?

Wie kommt man nun auf ein solches Thema: Theaterfotografie? Zumal es sich hier schon rein technisch um keine leicht zu bewältigende Aufgabe handelt, denn die oft kniffligen Lichtverhältnisse müssen vom Fotografen - in diesem Fall von der Fotografin - erst einmal in den Griff bekommen werden. Anne Gerdes hatte das Glück, zwei Hobbys, zwei Leidenschaften miteinander verknüpfen zu können. Sie ging schon immer gern ins Theater, und so lag es nahe, die dort gesammelten Eindrücke auch mit Hilfe der Fotografie festzuhalten. Dazu kommt noch, dass hier Menschen in Aktion sind, und Menschen faszinierten sie als Fotografin sowieso. Von voraussehbaren technischen Schwierigkeiten ließ sie sich nicht abschrecken. Ihre ersten Bühnen-Bilder entstanden bereits 1993. Ihre Motive sucht sich Anne Gerdes nicht in den großen Schauspielhäusern oder auf Opernbühnen, sondern in den kleinen alternativen Theatern, auf Kleinkunstbühnen und bei Open-Air-Veranstaltungen, wo häufig experimentelle, multimedial aufbereitete Stücke gezeigt werden. Hier findet sie meistens einen Platz in der ersten Reihe, ist damit nah am Geschehen.
So entstanden ihre ersten Bilder wie viele der in dieser Ausstellung gezeigten Aufnahmen zum Beispiel in der Eisfabrik in der hannoverschen Südstadt oder beim "Kleinen Fest im Großen Garten" das alljährlich in den königlichen Gärten zu Herrenhausen viele Besucher anzieht. Alle Bilder fotografierte Anne Gerdes während ganz normaler Vorstellungen, die sie als Zuschauerin besuchte. Sie hatte also keinerlei Vorteile, keine Sonderrechte. Im Gegenteil, eine gewisse Reserviertheit der Veranstalter musste sie erst einmal abbauen. Das gelang ihr dadurch, dass sie immer wieder mit ihren Bildern in die Theater ging, um sie dort zu zeigen (natürlich überließ sie den Akteuren auch einige der Fotos).

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Als entscheidenden Nachteil, die Aufnahmen während offizieller Vorführungen zu machen, empfindet die Fotografin die Festlegung des Standortes. Da bleibt eben kein Spielraum für besondere Perspektiven oder die Möglichkeit, einen anderen – eventuell besseren - Hintergrund zu erwischen. Dennoch zieht sie die Live-Vorstellung der Probe vor, denn hier tragen die Schauspieler die Original-Kostüme, die Lichtführung ist endgültig ausgefeilt und perfekt, und letztendlich ist die Anspannung bei den Schauspielern wesentlich größer, was sich in ausdrucksstarker Mimik und Gestik, und damit einfach besseren, dichteren Bildern niederschlägt.
Eben diese unterschiedlichen Regungen in den Gesichtern der Akteure festzuhalten ist Ziel der Fotografin. Vor allem an Situationskomik und humorvollen Szenen und Gesichtern findet sie besonderen Gefallen. Da heißt es schnell zu reagieren, die Kameratechnik blind zu beherrschen und im entscheidenden Moment auf den Auslöser zu drücken. Den Einsatz eines Stativs schließt das bereits aus – viel zu unflexibel! Die Belichtung überläßt sie gern der Kamera-Automatik um den Kopf für`s Wesentliche freizuhalten. Oftmals besucht sie dann die Aufführung eines Stückes auch zweimal, denn wer bereits in etwa weiß, welche Szene als nächste ein gelungenes Porträt verspricht oder eine besonders schöne Lichtführung, der kommt zu besseren Bildern. Inzwischen spielen auch die gesammelten Erfahrungen eine große Rolle. Und das Blitzgerät bleibt selbstverständlich zu Hause.

Ausrüstung und Material

Die Ausrüstung ist auf ein Minimum beschränkt. Für den Großteil der Aufnahmen setzt Anne Gerdes ein Zoom mit 80-200mm Brennweite und einer Lichtstärke von 2,8 ein. Von einem Platz in der ersten Reihe reicht ein 80mm-Brennweite völlig aus. Ab und zu kommt auch ein 50er Standardobjektiv zum Einsatz. Die Qualität der späteren Bilder hängt gerade bei Aufnahmen unter solch extrem schwierigen Lichtverhältnissen in hohem Maße vom verwendeten Filmmaterial und seiner Verarbeitung ab. So kommen ausschließlich Negativmaterialien zum Einsatz, da sie einen höheren Belichtungsspielraum besitzen. Das bevorzugte Schwarzweiß-Filmmaterial ist der Tmax 400 von Kodak. Er wird wie 800 ASA belichtet und weich in Tetenal Emofin entwickelt. Gerade den Entwickler (ein Zwei-Phasen-Entwickler) betrachtet Anne Gerdes als Geheimtip, da er die hohen Kontraste ausgleicht und das letzte Quentchen an Qualität aus dem Filmmaterial herausholt, andererseits aber ein feines, gleichmäßig strukturiertes Korn hervorbringt. Alten Laborhasen wird dieser Entwickler sicher ein Begriff sein. Vergrößert wird anschließend in Handarbeit auf Multigrade-Papier. Etwa eine Stunde dauert es von den ersten Probebelichtungen bis zum fertigen Ausstellungsbild.    - Text: W.Gorski -

So erreichen Sie Anne Gerdes:
per Telefon unter 0511-2104124 oder
E-Mail an Anne Gerdes


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© Wolfgang Gorski  w.gorski@t-online.de