UNSERE AKTUELLE AUSSTELLUNG


    Dietmar Lehne

  Deep England

 

Dietmar Lehne kann aufgrund familiärer Beziehungen zu dieser Region für dieses Thema seinen Heimvorteil ausspielen und mit seinen Bildern den Geist des „Deep England“ einfangen. Dabei greifen die Fotografien auch die uns gewohnten Bilder auf, die ab den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts in unserem Gedächtnis abgespeichert wurden. Die Fotografien nehmen mit auf eine kleine Reise zwischen Gegenwart und Vergangenheit, einer Reise nach „Deep England“.

“Deep England”,  dieser Ausdruck  bezeichnet mit Beginn des 19. Jahrhunderts einen idealisierten Blick auf das ländliche Leben in England, wobei dies dann gleich auf den Süden Englands eingeschränkt wurde und so den Norden mit seiner größeren Armut ausblendete. Zurück ging diese Bewegung auf die Glorifizierung des „Merrie Olde England“, einer Zeit zwischen 1350 und 1520. Bezeichnend für diese Zeit war, dass es keine gravierenden technischen Neuerungen gab, welche die Menschen zur Anpassung an veränderte Sozialstrukturen genötigt hätten. Als die Industrialisierung im 18. Jahrhundert genau dies verursachte, war die Antwort vieler Konservativer hierauf, den Blick auf das alte, idealisierte England zu lenken. Gerade Künstler hatten diese Haltung aufgegriffen und sahen sich als Gegenpol zu den „modernen Zeiten“. Auch wenn der Terminus „Deep England“ bald wieder in der Kultur verschwand, wirkt dieses Idealbild bis in die Gegenwart hinein. So zeichnet das Auenland der Ringgeschichten von J.R.R. Tolkien eine romantisierte Welt, in der alles Fremde und anstehende Veränderungen eine Bedrohung bedeuten. Nach der neuen Weltordnung durch das Ende des 2. Weltkrieges dienten die Miss Marple Verfilmungen mehr einer cineastischen Konservierung der "heilen Welt", als das sie eine ernst gemeinte Kriminalgeschichte erzählen wollten. Hieran schließt sich aktuell die bei uns beliebte Serie "Inspector Barnaby" an, bei der Täter nahezu ohne Gewalt- und Waffeneinsatz - wie in den klassischen Miss Marple Verfimungen - zur Strecke gebracht wird. Beide eint auch, dass die „vertraute heile Welt“ immer der bessere Ort zum Leben ist und auch hier das Moderne in Form der Verbrecher daherkommt. Auch schon den Jüngsten wird dieses Lebensgefühl mit Serien wie "Au Schwarte" und "Shaun das Schaf" vermittelt. Diese Einstellung kam jüngst beim Votum über den Brexit zum Ausdruck, wobei die Befürworter eigentlich die alte Welt zurückerhalten möchten, in der die Milch morgens vom Milchmann gebracht wird und der Tante Emma Laden gleich um die Ecke noch eine wichtige Nachrichtenplattform darstellt, der Schlachter und der Bäcker noch in der Mitte des Ortes liegen und alles ohne Auto besorgt werden kann.

 
   

Eröffnung der Ausstellung:
am Freitag, den 3. Februar 2017 um 19.30 Uhr


Ausstellungsdauer: 3. Februar bis 3. Mai 2017


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